Blick ins Obere Donautal

Motorrad Herbsttour im Oberen Donautal

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Diese Tour führt von Sigmaringen aus durch das Obere Donautal bis Beuron.
Dort verlassen wir die Donau Richtung Rottweil vorbei am Lemberg, dem höchsten Berg der Schwäbischen Alb, und fahren dann auf kurvenreichen Strecken, mehrmals den Albtrauf streifend, über Albstadt zum Schloss Lichtenstein und wieder zurück zum Ausgangspunkt.

Den ganz besonderen Reiz der Strecke macht die sensationelle Färbung der Bäume in den Mischwäldern der Schwäbischen Alb aus. Deshalb bietet sich diese Tour mit ihren vielen Bergpassagen und Einkehrmöglichkeiten auch ganz besonders zum Saisonabschluss an.

Distanz: 227 Kilometer
Fahrzeit: ab 4 Stunden, je nach Aufenthaltsdauer
Route Kurviger.de: kurv.gr/DmwfH

Sigmaringen – Beuron

Gleich mit einem echten Schlager fängt die Tour in Sigmaringen an. Das Schloss über der Stadt ist kaum zu übersehen (Video Timeline 0:20) und man wünscht sich das einzige Mal an diesem Tag, dass die rote Ampelphase an der B32 möglichst lange dauern möge. Links die Brücke über die Donau hinein in die Altstadt, halblinks oben der Blick auf die Burg, darunter die Donau, geschmückt von Bäumen in den prächtigsten Farben. Allzu schnell zeigt die Ampel Grün und wir konzentrieren uns auf die Straße und das Tunnelportal durch den Panthelstein. Es geht stur geradeaus, und man realisiert gar nicht, dass man schon kurz hinter dem Tunnel die Bundesstraße verlassen hat und auf einer Landstraße direkt ins Obere Donautal steuert.

Bis hinter Laiz bietet sich auf dieser Rennstrecke Gelegenheit, Campingmobile und andere rollende Barrieren hinter sich zu lassen (Video Timeline 1:04) , um danach einen ungestörten Ausblick auf die Straße und die bald senkrecht aufsteigenden Felsen zur Rechten haben zu können. Hinter Dietfurt wird es dann richtig schmal, und dort, wo die Straße keinen Platz mehr hat zwischen der Donau und dem Talrand, sind die Felsen mit einspurigen Tunneln versehen, wobei man auf die Ampelregelung als Biker locker verzichten könnte (Video Timeline 3:30) .

Dazwischen führen noch die Gleise der Donautalbahn und trotz all dieser Verkehrswege bleibt die Natur atemberaubend präsent. Immer wieder ertappe ich mich dabei, dass ich weit mehr in die Landschaft schaue, als bei der kurvigen Strecke angeraten ist.

Glücklicherweise gibt es genug Möglichkeiten, anzuhalten, die Landschaft zu genießen und auch dem Magen etwas gutes zu tun. Hinter Thiergarten lockt der Gasthof Neumühle mit einer sagenhaften Terrasse und ein wenig weiter fährt man quasi durch die Terrasse der Mühle in Neidingen. In Hausen im Tal liegt rechts der Gasthof Bahnhof, mit der nächsten Terrasse. Bald taucht Beuron (Waypoint 1) auf.
Der Ort wird völlig dominiert von der der Erzabtei und der Klosterkirche und wer sich die Beine vertreten möchte, der kann das Fahrzeug auf dem riesigen Parkplatz hinter der Donaubrücke stehen lassen und sich die Gemäuer zu Gemüte führen.
Natürlich kann man auch dort herrlich einkehren, aber mich zieht es weiter, hoch auf die mit Haarnadelkurven gespickte Bergstrecke hinüber nach Bärenthal.

Bärenthal – Rottweil

Wer nun meint, mit dem Verlassen des Donautales sei gewissermaßen das meiste gelaufen, der irrt sich gewaltig. Der Sattel über den Talrand ist 150 Meter hoch und so machen die Integra und ich auf den 7 km kurz mal 250 Höhenmeter rauf und runter.
Und es geht immer so weiter. Bei Gosheim durchquere ich die Region der 10 Tausender und direkt neben dem Biathlonzentrum befindet sich mit 975m auch gleich der höchste Punkt der Tour. Unmittelbar hinter dem Scheitelpunkt geht es mit 18% Gefälle hinunter nach Gosheim, und zwar senkrechte Gerade.
Die Aussicht auf den höchsten Berg der Schwäbischen Alb, den Lemberg und die umliegenden Tafelberge gehört zu einem der Höhepunkte der Tour. Es ist wie im Flugzeug beim Landeanflug, sagenhaft. Es macht gar nichts aus, dass die Straße im Ortsgebiet verläuft. Man möchte sowieso nicht schneller fahren als die erlaubten 50km/h.

Allmählich packt mich der Hunger und so fahre ich die lange Steige über Frittlingen hinunter auf die Baar, jene schmale Hochfläche, welche Schwarzwald und Schwäbische Alb voneinander trennt. Nirgends sind sich die beiden Mittelgebirge näher als hier.
In Rottweil beim Chinesen im Industriegebiet Saline (Waypoint 4) befindet sich mit 560 Höhenmetern auch schon der tiefste Punkt der gesamten Tour.

Viele Kontraste auf so wenigen Kilometern Strecke!

Rottweil – Albstadt – Schloss Lichtenstein

Eine Stunde später geht es frisch gestärkt wieder Richtung Albtrauf nach oben. Die Strecke vermeidet die ewig verstopften Bundesstraßen, sondern führt nach einer kurzen, mit Ampeln gespickten Geduldsstrecke aus Göllsdorf hinaus in Serpentinen hoch nach Feckenhausen und hinter Tieringen  (Waypoint 5) zeigt mir Kurviger bereits wieder fast 900 Höhenmeter an.

Danach 250 Meter hinuntergestürzt ins Eyachtal, wo der Verker auf der B463 einen starken Kilometer  vor sich hindümpelt, bis ich dann in Lautlingen nach links abbiegen darf. Abermals katapultiert mich die Integra hoch auf fast 900m nach Albstadt-Onstmettingen.
Der anschließende Sturzflug hinunter nach Hausen im Killertal macht einen glauben, der Name des gleichnamigen Baches sei von lebensmüden Motorradfahrern erfunden worden.

In fröhlichem Auf- und Ab geht es weiter am Albtrauf entlang. Die Straßen werden geradliniger und man könnte es richtig laufen lassen, aber die Nähe der Ballungsgebiete um Reutlingen machen sich im Verkehrsaufkommen doch bemerkbar. Es staut nicht gerade, aber mehr als 80 km/h ist nicht mehr drin. Wirklich schlimm ist das nicht, denn die letzten 100km waren geprägt von so viel Herausbeschleunigen aus tollen Kurven, dass ein wenig Verschnaufen gar nicht mal so übel erscheint.

In Genkingen (Waypoint 7) verlasse ich den Albrand Richtung Osten und nach ein paar Kilometern biege ich links ab zum Parkplatz am Schloss Lichtenstein. Bei einem kurzen Spaziergang genieße ich die Aussicht vom Hauff-Denkmal hinunter ins Echaztal und trinke noch einen Kaffee im Forsthaus. Die Führung durchs Schloss mache ich heute nicht mehr, denn dies ist nicht mein erster Besuch hier.

Aber jedem, der diese Tour machen möchte, kann ich eine Schlossführung wirklich ans Herz legen.

Schloss Lichtenstein am Albtrauf

Zwiefalten – Sigmaringen

Einen gefühlten Kilometer hinter der Abzweigung zum Schloss kommen wir zum Kreisel (Waypoint 11), wo wir direkt auf die B312 nach Zwiefalten geleitet werden – wenn wir das wollten. Die Strecke wäre schön, die vielen LKW auf der Strecke leicht zu überholen, insofern durchaus fahrbar. Aber ich möchte es etwas einsamer haben und auch hügeliger. Deshalb fahre ich bei Traifelberg geradeaus über Kohlstetten-Offenhausen (Waypoint 12) ins Große Lautertal.

Das Große Lautertal ist leider nur noch eingeschränkt befahrbar und deshalb biege ich kurz vor Marbach links ab auf die Albhochfläche (Waypoint 13). Kurz vor Eglingen erreiche ich noch einmal einen der landschaftlich hochgelegenen Punkte, bevor es hinter Hayingen (Waypoint 14) hinunter geht ins herrliche Tal der Zwiefalter Aach, vorbei an Schloss Ehrenfels und der Wimsener Höhle.

An den Wochenenden ist der Platz vor dem Zwiefalter Münster zugestellt mit Motorrädern und das Café am Münsterplatz ist ein regerechter Bikertreff. Heute ist der Platz verwaist, trotz des herrlichen Wetters.

Abtei Zwiefalten (H.Zell, Creative Commons)

Also fahre ich weiter auf die Höhenzüge zwischen Zwiefalten und Langenenslingen. Diese bieten noch einmal ein letztes Kurvenvergnügen, bevor es auf einer ziemlich geraden Rennstrecke durch wunderbar farbengeschmückte Waldpassagen nach Hitzkofen weiter geht.
Kurz nach Bingen ist der Verkehr, vorbei an der Stauffenberg-Kaserne, bereits auf 80km/h gedrosselt und schon erreichen wir Sigmaringen, den Ausgangspunkt dieser wunderbaren Herbsttour.