Treffen Robin Michael

Treffen mit Robin Boldt von Kurviger.de

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Wer steckt hinter Kurviger.de? Als begeisterter Kurviger-User war ich schon lange neugierig, die Macher dahinter kennen zu lernen. Und tatsächlich, Robin Boldt ließ sich zu einer gemeinsamen Ausfahrt auf seiner Hausstrecke überreden und ich hatte bei einem gemütlichen Bier (alkoholfrei!) mitten auf der Schwäbischen Alb die Gelegenheit, ihm ein paar Fragen zu stellen.

Michael Timler: Robin, wie kam es dazu, dass Du Kurviger.de in Angriff genommen hast?

Robin Boldt: Ich konnte keine App oder ein anderes Planungstool finden, mit dem ich wirklich zufrieden war. Anfangs war ich noch mit Motoplaner zugange. Die Routenplanung von Motoplaner basierte aber auf der schnellsten Route. So hat die Planung meist etliche Stunden in Anspruch genommen. Ich wollte aber etwas haben, das mit zwei oder drei Eingaben eine kurvenreiche Tour erstellt. Da habe ich es dann eben selbst gemacht. Ich habe sozusagen einem Computer beigebracht, wie ich meine Touren plane.

Michael Timler: An welchem Punkt Deiner beruflichen Karriere warst Du denn zu diesem Zeitpunkt.

Robin Boldt: Ich war gerade kurz vor Ende meines Studiums im Bereich Softwaretechnik. Es gab ein Projekt zum Thema Navigationssysteme und Routenplanung auf Basis von OpenStreetMap. Das war sozusagen der Anstoß und Einstieg. Zunächst gab es nur die Webpage Kurviger.de, als reines Online-Planungstool.

Michael Timler: Wie kam es dann zur Weiterentwicklung in Richtung Smartphone App.

Robin Boldt: Anfangs musste man die Touren, die man auf Kurviger geplant hatte, auf ein Navi oder eine andere App transferieren. Der Transfer war mit viel Aufwand verbunden. Die Route auf dem Navi war oft leicht anders als geplant, und wenn man mal von der Route abkam, dann konnte das System nicht so einfach die Route anpassen.

Michael Timler: Wenn ich das richtig verstehe, dann ist Kurviger mittlerweile Dein Hauptjob?

Robin Boldt: Ja.

Michael Timler: Das klingt nach leicht verdienter Kohle.

Robin Boldt[lacht]: Ja, das ist so die typische Vorstellungswelt. Hinter so einer App steckt aber deutlich mehr, als man von Außen erahnen kann. Ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit ist die Zusammenarbeit mit der Community. Wir versuchen unsere Entwicklung möglichst community-nah zu betreiben. So können wir über mögliche Verbesserungen und neue Funktionen von Kurviger diskutieren und die App stetig weiterentwickeln. Ohne die Nutzer sind wir quasi betriebsblind und entsprechend schnell muss die Kommunikation laufen. Das allein ist schon fast ein 24-Stunden-Job. Zusätzlich dazu kommen technische Weiterentwicklungen der App, Routenberechnung, und vieles mehr.

Michael Timler[lacht]: Alles klar! Apropos Weiterentwicklung: Worauf dürfen wir uns denn die nächsten Monate freuen?

Robin Boldt: Eine der nächsten Funktionen wird eine Routenaufzeichnungs-Erweiterung sein. Das heißt Kurviger wird in Zukunft die gefahrene Strecke abspeichern, so dass der Fahrer nach der Tour genau nachvollziehen kann, wo er wirklich war. Ob man auf Grund einer Straßensperrung einer Umleitung folgen musste oder ob man vielleicht sogar ohne Route einfach losfährt und Kurviger nur im Folgen-Modus betreibt, man hat am Ende eine Aufzeichnung der gefahrenen Strecke.

Michael Timler: Dem Internet bzw. Communities wie Facebook oder Instagram wird ja oft der Vorwurf gemacht, dass sie sogenannte Hidden Places über Nacht zu einer Popularität verhelfen, die zerstörerisch wirken kann. Über Nacht stehen dann plötzlich ganze Heerscharen von Leuten dort, was im schlimmsten Fall zu Naturzerstörung und Schließungen von Plätzen oder Straßen führt.
Befördern nicht Anwendungen wie Kurviger solche Entwicklungen, indem sie Kraftverkehr immer mehr in entlegene Gebiete schicken, die bisher als Naturoasen gelten?

Robin Boldt: Ganz im Gegenteil. Wenn man heute zu bestimmten Tages und Uhrzeiten über gewisse Motorrad-Hotspots, z.B. den Galibier in Südfrankreich, fährt, dann ist dort ein derartiger Auflauf von Motorrädern, dass man nicht mehr über den Pass fahren kann. Unsere App hilft dabei, diese klassischen überlaufenen Ziele etwas aus dem Fokus zu nehmen und den Motorradfahrern andere schöne Straßen anzubieten. So verteilt sich der Verkehr und Hotspots werden entlastet. Man könnte also argumentieren, dass Kurviger zu einer Dezentralisierung von Motorradrouten führt, denn der User weiß, dass er immer an sein gewähltes Ziel kommt und er sich nicht an die ausgetrampelten Pfade klassischer Motorradrouten halten muss.

Michael Timler: Du meinst also nicht, dass Kurviger mit dazu beiträgt, dass Streckensperrungen für Motorräder immer häufiger werden?

Robin Boldt: Auf keinen Fall. Durch Navigationssysteme wird die Anzahl der Motorräder im Straßenverkehr ja nicht erhöht. Aber unser Algorithmus vermeidet Städte und andere Verkehrsschwerpunkte, wie z.B. Autobahnen oder große Bundesstraßen. Insofern tragen wir eher zur Entspannung der Verkehrsdichte bei. Da Ortschaften vermieden werden, hilft Kurviger auch dabei, die Lärmbelastung durch Motorräder in Städten und Ortschaften zu verringern.

Michael Timler: Robin, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast und mit mir Deine Hausstrecke gefahren bist, und natürlich auch für dieses Gespräch