Motorradurlaub auf Korsika

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Wie ich die Kurviger Vermeidungs-Funktionen tiefer ins Herz schloss:

Im Frühjahr 2024 waren meine Frau und ich auf der Suche nach Sonne. Wer zu dieser Zeit mal auf eine Wetterkarte geschaut hat, weiß, was das für eine Aufgabe war. Es ist schon wirklich erstaunlich, wie konsistent die Großwetterlage in der Schweiz, Frankreich, Süddeutschland, Österreich, Slowenien, Kroatien und Italien Regen im Gepäck hatte. Natürlich gab es hier und da gute Fahrtage, aber wir sind mit dem Zelt unterwegs und versuchen daher wirklich viele Tage am Stück trocken zu bleiben, damit wir nicht mit den nassen Sachen durch die Gegend fahren. 

So blieb uns nur Zentralspanien oder ein Sprung auf eine Fähre ins Mittelmeer. Es wurde Korsika und ich kann euch sagen: Mann oh Mann hat sich das gelohnt! 

Die Fähre startet von Livorno in Italien, das ist übrigens in der Nähe von Pisa. 

Hier bekamen wir kurzfristig eine Überfahrt nach Bastia. Die Fähre könnt ihr per Internet oder Telefon von mehreren verschiedenen Unternehmen buchen. Wenn ihr flexibel zwischen Savona, Genua und Livorno seid, solltet ihr immer zeitig etwas bekommen. Meine Empfehlung geht ganz klar an eine Nachtfähre, so verliert ihr keinen Fahrtag für die Überfahrt. 

Achtung: Bei mehreren Motorrädern für mehrere Personen in derselben Kabine müsst ihr separate Buchungen erstellen! Die erste Person bucht eine Kabine und ihr Motorrad, die weiteren Personen buchen sich und ihr Motorrad ohne Kabine und dann meldet ihr per E-Mail oder WhatsApp, dass die Buchungen zusammengehören, damit ihr genug Bettwäsche und Handtücher in der Kabine habt. 

Angekommen in Korsika wurden wir direkt begrüßt mit einer ganz klaren Aussage: Du bist hier genau richtig, das wird alles super Hammer. Mein Kopf schaltete direkt in den Urlaubsmodus.

Da wir schon im Norden der Insel waren, haben wir direkt mal das Cap Corse mitgenommen. Vorsicht bei den Angaben der Dauer in diesem Artikel: Wir halten sehr häufig an, zum Beispiel wenn wir ein hübsches Café sehen, und verweilen auch gerne mal für eine ausgedehnte Pause an einem Aussichtspunkt. 


Tag 1

Kurviger Route

Distanz: ca. 180km

Dauer: ca. 8h

Die Tour war sensationell, aber schon am ersten Tag offenbarte sich eine Eigenschaft von der Insel, die ein Hauptthema dieser Tour werden sollte: kleine Straßen der Kategorie 3 (hellgelb auf der Kurviger Standard-Karte) oder niedriger können in Korsika ein echter Kampf sein. Zwischen Shaping Punkt 5 und 6 auf der obigen Route ist die Straße wirklich arg klein und eng. Der Asphalt verschlechtert sich auch teilweise stark, das bedeutet bei ca. 25° schon schwitzen auf der Maschine.

Noch zog ich daraus aber keine Maßnahmen, wir kommen aber später nochmal zu diesem Thema zurück… Nach dem Fund eines absoluten Traum-Campingplatzes sind wir erstmal müde und glücklich in unsere Campingstühle gefallen und haben dann beschlossen von dort aus die nächsten Tage Sternfahrten zu machen.

So brachte uns der zweite Fahrtag also an der Westküste entlang über eine traumhafte Bucht namens “Golfe de Porto” hinweg und dann wieder zurück ins Inland.


Tag 2

Kurviger Route

Distanz: ca. 240km

Dauer: ca. 7h

Zeitschätzung natürlich auch hier wieder mit reichlich Foto-Pausen und einer tollen Pizzeria in den Bergen. 

Die Westküste hat uns sehr beeindruckt. Die Straßen sind wirklich genauso toll, wie es auf der Karte schon aussieht: Kurven satt und tolle Aussicht die Klippen herunter, gemischt mit vielen Höhenunterschieden und dadurch vielen verschiedenen Natur-Aspekten.

Aber Moment. Vielleicht fragt ihr euch warum ich da gerade so ungeschickt in einer kleinen Bucht an der Seite stehe? Weil sich hinter uns grade der Touri-Bus an der Klippe entlang kämpft.

Ihr seht also schon, ein echtes Erlebnis. Auch der Rest der Tour war wirklich sehr empfehlenswert, von breit geschlungenen Passstraßen bis zur Eisdiele auf dem Marktplatz im Bergdorf war wirklich alles dabei. Wahrscheinlich als alleinstehende Tagestour diejenige, an die ich mich in diesem Urlaub am wärmsten erinnern werde. Einen Sprung über die Berge später waren wir zurück am Campingplatz. Diese haben auf Korsika übrigens oft einen Swimmingpool.

Am nächsten Tag stand eine weitere Rundtour an, dieses Mal zur Ostküste hinunter.


Tag 3

Kurviger Route

Distanz: ca. 180km

Dauer: ca. 6h

Und an diesem Tag zeigte sich dann endgültig, dass die Straßen auch mal zu klein und zu kurvig sein können. Zumindest für unseren Fahrstil und Geschmack. Dieser Tag (vor allem die Hinfahrt zum Strand) war für uns ein großer Kampf, der Straßenbelag war oft sehr schlecht und kaum eine Kurve war einsehbar. Bei freilaufenden Hunden, Schweinen, Kühen und Ziegen auf Korsika definitiv keine gute Kombination. Ganz klar, das mag für andere Fahrer mit anderen Maschinen nochmal anders aussehen, und ich selbst kämpfe mich wirklich gerne mal eine enge Straße hoch, wenn man dabei das Motorrad auch mal werfen muss, auch mal etwas satter an die Bremsen muss und so weiter. Und klar, man sieht dann auch romantische Bergdörfer und menschenleere Wälder, von denen andere nie erfahren. Aber an diesem Tag war es einfach ein bisschen zu viel des Guten. 

Und klar, ich hätte die Route auch selbst besser planen und vorbereiten können, aber mir kam dann so ein Gedanke. Lass uns mal eine Funktion von Kurviger.de anschauen, die ich selbst vorher nie wirklich genutzt hatte, die ich diesen Urlaub wirklich erst kennen und lieben gelernt habe. Schaut euch mal an, was Kurviger aus der Route macht, wenn ihr “Vermeide kleinste Straßen anmacht.

Diese Route wäre ich im Nachhinein lieber gefahren, muss ich sagen. Wir von Kurviger empfehlen den Nutzern ja interessanterweise oft so wenig Vermeidungen wie möglich zu setzen, da es den Algorithmus beim Strecken finden verwirren kann. Aber ganz ehrlich: Zu Korsika passt “Vermeide kleinste Straßen” hervorragend und ich werde das für die nächsten Fahrtage auch nochmal ein bisschen aufzeigen. Ich kann euch von Herzen empfehlen, damit ein bisschen zu spielen, falls ihr selbst mal auf die schöne französische Perle im Mittelmeer aufbrecht. 

Gut, aber nun zurück zum Fahrtag, oder vielmehr, zunächst zu den alkoholfreien Cocktails in der Strandbar am Yachthafen.

Die kleine Pause direkt am Meer zeigte uns nochmal sehr schön, wie unterschiedlich Urlaube sein können, und wie schön man alle Arten von Urlaub auf Korsika haben kann. Wir fühlten uns persönlich bei 26-28°C im Schatten sehr wohl, und die Ostküste hat ja einige schöne Sandstrände. Also beschlossen wir, am nächsten Tag auf Strandurlaub zu wechseln. Zunächst aber erstmal die Rückfahrt in die Berge.

Nach einer nochmal sehr kurvigen Strecke mit diversen Zwischenstopps für kleine Käseplatten-Snacks und Kaffees fielen wir erschöpft in unser Zelt, gute Nacht. 


Tag 4

Kurviger Route

Distanz: ca. 120km

Dauer: ca. 3h

Am Tag 4 dann also ein kleiner Hüpfer hinunter zum Strand. Eine absolute Empfehlung hier muss ich aussprechen für den Col de Sorba, der uns großen Spaß gemacht hat und auf beiden Flanken tolle Kurven und urige Snack-Stops bereithält. Gegen Ende der Route wird es wieder etwas anstrengend mit vielen 30km/h Beschränkungs-Bodenschwellen, aber vielleicht habt ihr ja ein besseres Fahrwerk als unsere 17 respektive 19 Jahre alten Maschinen.

Der Strand belohnte uns auf jeden Fall für unsere Mühen, ein Campingplatz direkt am Ufer war schnell gefunden und so verbrachten wir zwei schöne Tage an der Côte des Nacres.

Aber ihr wollt sicherlich mehr übers Motorradfahren lesen. Springen wir also ein bisschen in die Zukunft und kommen zum wahrscheinlich berauschendsten Teil von Korsika für Motorradfahrer: Die Gegend um Bavella und Zonza.


(Fahr)tag 5 + 6

Kurviger Route 

Distanz: ca. 230km

Dauer kombiniert: ca. 6h

Diese Route kann ich wirklich jedem Leser und jeder Leserin dieses Artikels wärmstens ans Herz legen. Jeder Meter ein absoluter Traum. In Bavella erwartet euch ein Bergdorf im Alpen-Stil, mit Wander-/Einkehr- Möglichkeiten satt und tollen Spitzkehren, die mit richtig gutem Asphalt sportlich befahren werden können. Zonza ist der zentrale Knotenpunkt, von dem aus ihr in alle Himmelsrichtungen auf tollen Straßen fahren könnt – hier gibt es keine falsche Entscheidung. In Porto Vecchio eine romantische Fußgängerzone, die sich vor den malerischsten italienischen Orten nicht verstecken muss. In Bonifacio findet ihr eine fast unbegreiflich in den Fels gehauene Festung, in die ihr bei bester Aussicht auf Meer und Altstadt so tief hinein fahren könnt, dass euch bei Ankunft am Gratis-Moto-Parking die Kinnlade herunterfällt. 

Und das alles fahrt ihr mit Ausnahme der Verbindung von Porto Vecchio nach Bonifacio nicht eine Minute auf der Mittelflanke eurer Reifen. Ein absoluter Traum. Ich könnte dutzende Fotos hier einstellen und noch so einige Empfehlungen abgeben (na gut eine muss ich noch: wenn ihr etwas sportlich unterwegs sein wollt geht einmal “Canyoning” in Bavella, ihr findet auf Google mehrere Anbieter dafür), aber ich versuche mich mal auf die besten zu beschränken. 

Auch hier fand ich die Route mit “Vermeide kleinste Straßen” wirklich hervorragend. Die “dunkelgelben” Straßen sind in dieser Gegend wirklich erste Sahne und die beste Wahl für Tourer, Sporttourer, und Sportler.

Wir landeten dann schlussendlich in der Gegend von Sartène, wo sich der Charakter der Insel dann nochmal ändert. Die Täler werden etwas weiter, die Hänge weniger dramatisch, die Anzahl der Farmen nimmt zu, die Besiedlungsdichte steigt etwas. Wir fanden, das hatte schon fast etwas von der Provence. Auch hier gibt es nochmal tolle Touri-Punkte anzusteuern, zum Beispiel die belebte Strandpromenade in Propiano.


(Fahr)tag 7 + 8

Kurviger Route

Distanz: ca. 240km

Dauer kombiniert: ca. 8h

Für Motorradfahrer sollte es unbedingt einmal die Runde um den Mont Sant Petru sein. Hier wird das Gestein auf einmal stark rot. Kombiniert mit dem hellen Asphalt und der weiten Aussicht (ihr seid erneut über der Baumgrenze) entsteht ein unbeschreiblicher Kontrast. Die scharfen, aber oft einsehbaren Kurven laden zum flinken Fahrstil ein. 

Diese Routen in der Planung zu finden, war zu diesem Zeitpunkt ein Kinderspiel geworden. Meine Kurviger-Einstellungen habe ich die letzten Tage gar nicht mehr angefasst. “Vermeide kleinste Straßen” auf 2, “Vermeide unbefestigte Straßen” auf 4, dann einen Zwischenstopp auf einem hohen Punkt (ich suchte meistens vorher eine Stelle raus, von der man gut wandern gehen kann), maximal ein bis zwei Shaping-Points wo es gut aussah, und los ging es.

Und so befand sich dann am Ende dieser Route für uns auch das Ende des Aufenthalts auf Korsika. In Ajaccio konnten wir eine Fähre nach Genua erwischen. Auch hier wieder eine Nacht-Überfahrt, und auch hier wieder alles sehr zu empfehlen. Von Genua aus kommt ihr schnell auf die Autobahn oder nach Westen Richtung mehr Berge und Kurven. Wir selbst konnten es uns auf der Heimfahrt nicht nehmen lassen, trotz Wetterrisiko noch den San Bernardino Pass mitzunehmen. Und mit diesem sehr emotionalen Moment für mich verabschiede ich mich und hoffe, dass euch die Lektüre Spaß gemacht hat.

Bei Fragen findet ihr mich im Kurviger-Forum 😊